Im Jurastudium ist das Verwaltungspraktikum eine gute Gelegenheit, einen Eindruck von der Anwendung Öffentlichen Rechts in der Praxis der Behörden zu bekommen.
Bei der Wahl der Verwaltungsstelle hat man eine Vielzahl von Möglichkeiten. Für die Entscheidung darüber ist die Liste der Behörden im Umkreis von Köln auf der Fakultätsseite hilfreich, um einen Überblick über die verschiedenen möglichen Praktikumsstellen zu bekommen. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass der angegebene Zeitraum, wann die Bewerbung abgeschickt werden werden sollte, in den meisten Fällen nicht mehr aktuell ist. Vor allem bei beliebten Stellen wie Ministerien oder dem Bundestag sollte man sich mehr als ein Jahr vorher bewerben. Aber auch bei Stadtverwaltungen sind die Praktikantenplätze häufig früh belegt, sodass ich meine Bewerbung ein Jahr vor dem Praktikum abschickte.
Neben einigen Absagen erhielt ich schließlich eine Praktikumszusage von der Stadtverwaltung einer Großstadt, dass ich in meinem 6. Semester antreten würde.
An meinem ersten Tag wurde ich dort einem Juristen zugeteilt, der mir den Aufbau der Stadtverwaltung erklärte, die Mitarbeiter:innen vorstellte und mir im Laufe der sechs Wochen hauptsächlich meine Aufgaben geben würde.
Anfangs bestanden diese vor allem im Aktenlesen und der Begleitung zu Gesprächen. Später wurden mir auch Aufgaben übertragen, wie die Recherche zu bestimmten Rechtsfragen, die für einen Verwaltungsvorgang relevant waren. Auch durfte ich einmal eine Ablehnungsbescheid selbst schreiben und für eine öffentliche Einrichtung eine Hausordung entwerfen. Aufgrund der sich abwechselnden Homoffice- und Präsenzarbeitszeiten war es nicht erforderlich, jeden Tag anwesend zu sein, sodass mir diese Aufgaben oftmals für die Bearbeitung zuhause mitgegeben wurden.
Abgesehen davon wurde ich aber auch immer wieder auch von anderen Mitarbeiter:innen der Abteilung zu Terminen außerhalb der Stadtverwaltung mitgenommen. Zu meinem Glück waren im Laufe meiner Praktikumszeit einige Verhandlungstermine von Prozessen am Verwaltungsgericht, am Familiengericht und am Langericht angesetzt, die ich ebenfalls mitverfolgen durfte. Diese gehörten zu den interessantesten Ereignissen, bei denen man die Rechtsanwendung in der Praxis beobachten konnte. Dabei war vor allem spannend, die Verfahrensbeteiligten kennenzulernen und die Argumentationen der beiden Seiten zu verfolgen.
Bei dieser Gelegenheit wurden oft auch Einblicke in Teilgebiete des Öffentlichen Rechts geboten, die im Studium wenig oder gar nicht Thema sind. Des Weiteren hatte ich einmal die Möglichkeit, bei einer Sitzung des Stadtrats dabei zu sein und einen Eindruck von der Kommunalpolitik und ihren Akteuren zu bekommen. Darüber hinaus wurde mir auch im Laufe des Praktikums von anstehenden Projekten der Stadt, insbesondere Bauprojekten, und anderen Vorgängen in der Stadtverwaltung erzählt, sodass ich viel über die politische Situation der Stadt erfahren konnte.
Insgesamt kann ich sagen, dass mir meine Zeit bei der Stadtverwaltung sehr viel Spaß gemacht hat. Die Mitarbeiter:innen der Abteilung waren immer sehr engagiert dabei, mich möglichst viel zu interessanten Terminen mitzunehmen und haben meine Fragen gerne beantwortet.
Auch hat die Konkretheit der Studieninhalte in der Praxis mich sehr motiviert und mich in meinem Entschluss für das Jura-Studium bestärkt. Insbesondere die Gerichtsbesuche haben mich noch mehr für das Fach begeistert. Im Nachhinein bin ich sehr froh, mich für diese Stadtverwaltung entschieden zu haben, auch in der Hinsicht, dass aufgrund der Stadtgröße auch entsprechend umfangreichere Projekte und Gerichtsverfahren beobachtet werden konnten. Somit kann ich ein Praktikum in der Stadtverwaltung nur empfehlen!
Autorin: Elena Sponholz
