Wir haben für euch mit Professor Ogorek, dem Sprecher des DFM gesprochen. Was er am DFM schätzt und was er vielleicht ändern möchte hat er uns berichtet.
Was ist der Grund für Ihr persönliches Engagement im DFM?
In meiner gesamten juristischen Laufbahn hatte ich immer schon viele Berührungen mit Auslandsaufenthalten. Ich selbst habe unter anderem in den USA an der Universität Berkeley studiert, habe Kurse an der UC Davys besucht, oder war in Edinburgh, wo ich an einem Programm teilgenommen habe, das man im Grunde genommen mit einer Art europäischen Rechtsreferendariat vergleichen kann. Dort habe ich verschiedene Stationen durchlaufen, wie beispielsweise beim wissenschaftlichen Dienst des schottischen Parlamentes oder bei der schottischen Staatsanwaltschaft in Edinburgh. Darüber hinaus war ich Gastprofessor in China, sodass es nahezu eine natürliche Weiterentwicklung für mich ist, mich nun Frankreich zuwenden zu dürfen. Umso mehr freut mich die Übernahme des DFM, da er bereits unter der Leitung meiner Kollegin Barbara Dauner-Lieb zum Premium-Studiengang aufblühen konnte. Hier jetzt anzusetzen zu dürfen, erfüllt mich mit Stolz und mit großer Freude.
Warum haben Sie sich entschieden, den DFM zu leiten?
Der DFM ist so ziemlich der wichtigste binationale Studiengang, den die juristische Fakultät in Köln zu bieten hat. Der Studiengang gehört mit seiner rund 35-jährigen Existenz fest zur Tradition unserer Fakultät. Das Angebot von Prof. Kempen habe ich angenommen, da mich insbesondere die Potentiale junger Menschen interessieren. Diese besonderen Potentiale haben sich insbesondere durch die mehrjährige Auslandserfahrung der Studenten bemerkbar gemacht. Man könnte sagen, dass die Zeit der deutschen Studenten in Paris und die Zeit der Franzosen in Köln einen besonderen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden hatte. Dies macht sich unter anderem in den sprachlichen, kulturellen oder politischen Interessen der Studierenden bemerkbar. Insofern freue ich mich, diese talentierten und engagierten jungen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten.
Welche Funktion üben Sie für den Studiengang aus?
In meiner Funktion bin ich für die inhaltliche Ausgestaltung des Programms sowie für die Kontakte nach Paris zuständig. Und tatsächlich befindet sich der DFM auch gerade an einer Art Wendepunkt. Wir hatten in diesem Jahr außerordentlich viele Bewerbungen. Herr Mattheß und ich haben die Bewerber in der jetzigen Bewerbungsphase über zwei ganze Tage hinweg einem Interview unterzogen. Es handelt sich also um ein sehr kompetitives Auswahlverfahren, das aus einem schriftlichen Teil und aus diesen mündlichen Gesprächen besteht. Und obwohl es diesem Studiengang so gut geht, besteht an der ein oder anderen Stelle ein gewisser Anpassungsbedarf. Ich sag es mal so, der DFM hat sich in den letzten 10 Jahren zu einer Art „Au-pair“ Studiengang entwickelt. Damit will ich sagen, dass ein Schwerpunkt auf der zivilrechtlichen Rechtsvergleichung lag, Damit meine ich, dass ein detaillierter Blick auf die französische Zivilrechtsordnung respektive auf die deutsche geworfen wurde, was natürlich auch Sinn macht, da sich dort auch ganz signifikante Unterschiede zeigen. Aber wenn wir mit den Bewerberinnen und Bewerbern sprechen, stellt sich heraus, dass viele von ihnen eigentlich lieber in die Richtung Europarecht marschieren möchten. Aus diesem Grund wollen wir den Studiengang jetzt stärker europarechtlich ausgestalten, ohne die wirtschaftsrechtliche Komponente aufzugeben. Das ist auch ganz gut möglich, weil 90% des deutschen Wirtschaftsrechts wird in Frankreich ganz genauso sein, durch unionsrechtliche Vorgaben geprägt. Das Wirtschaftsrecht und das Europarecht schließen sich also nicht gegenseitig aus, sondern bedingen sich viel mehr. Eine persönliche Herzensangelegenheit meinerseits ist es, den Studiengang zu politisieren. Damit meine ich, dass wir beispielsweise Veranstaltungen zur Europapolitik, zur Politik in Frankreich oder der politischen Situation in Deutschland integrieren. Es ist meine Aufgabe, den Kontakt in Richtung Paris zu halten und mir gemeinsam mit dem DFM-Büro Gedanken über die strategische Weiterentwicklung sowie die curriculare Ausgestaltung des Programms zu machen.
Welche Vorteile bringt eine erfolgreiche Absolvierung des DFM?
Wir leben in einer Zeit, in der die Bewerberinnen und Bewerber in juristischen Berufen, sehr, sehr gute Karten haben. Juristen werden händeringend gesucht. Deshalb kann man sich vielleicht die Frage stellen: Wieso soll ich mir das eigentlich antun? Ich persönlich glaube, dass es im späteren Berufsleben nicht nur maßgeblich ist, das Studium möglichst schnell absolviert zu haben, sondern dass es auch darum geht, sich selbst zu entwickeln und auch mal über den Tellerrand zu schauen. Wenn ich Leute an meinem Institut einstelle oder früher, als ich noch bei einer Kanzlei gearbeitet habe, geht es auch immer darum, interessante Persönlichkeiten zu finden. Also Leute, die etwas mitbringen, was nicht jeder hat. Ich glaube, wenn man im Ausland war, dokumentiert das noch mal in besonderer Weise, dass man in der Lage ist, sich zu organisieren. Man ist sozusagen gezwungen, sich mit Mitstudenten oder auch der Universitätsverwaltung in den Austausch zu begeben und das sind alles so Fähigkeiten, die entlang des Weges, so en passant, erworben werden. Also damals wie heute ist ein Auslandsstudium eine tolle Sache. Also damals wie heute ist ein Auslandsstudium eine tolle Sache. Viele wollen natürlich in den englischsprachigen Raum. Da ist Frankreich nochmal eine andere Nuance. Natürlich haben wir im DFM auch englischsprachige Veranstaltungen. Dennoch bleibt das Französische halt ein zentraler Baustein. Und das unterscheidet einen, glaube ich, dann doch von vielen, die einfach einzig und allein auf die englische Sprache setzen. Viele Kanzleien haben einen French Desk, und da sind DFM-Absolventen natürlich auch heiß begehrt und händeringend gesucht.
Was sind Ihre TOP 3 Gründe zur Teilnahme am DFM?
Also eigentlich, sind es erstmal die Menschen, die zu den TOP 3 Gründen zählen. Ich würde sogar sagen, drei Gründe sind Menschen, Menschen, Menschen. Die DFMler sind eine tolle Truppe. Also, die Studenten sind wirklich außerordentlich begabt, vielseitig interessiert, motiviert, aber keine Streber. Sowohl die Franzosen als auch die Deutschen im DFM-Programm wissen auch zu feiern. Außerdem hat man beim DFM ein unglaublich starkes Alumni-Netzwerk. So gibt es regelmäßig, ich glaube sogar jedes Jahr, ein Jahrbuch mit den Adressen und Kontaktdaten der Studierenden der vergangenen Jahre. Und ganz häufig ist das eine große Hilfe bei der Suche nach Praktikumsplätzen, oder wenn man später im Referendariat ist, oder wenn man vor Ort dann in Paris einen Nebenjob sucht, oder generell einfach nur Fragen darüber hat, wie es ist, an einer bestimmten Stelle wie der Kommission zu arbeiten. Und viele Alumni haben wirklich ganz, ganz großartige Karrieren hingelegt. Ich habe vor Kurzem beispielsweise einen Alumnus getroffen, der in Brüssel EU-Botschafter geworden ist. Das heißt, da sind wirklich hochkarätige Absolventen dabei, die aber alle auch was zurückgeben möchten. Das ist auch das Besondere am DFM. Ich habe immer gesagt, schon als ich Assistent in Köln war, der DFM ist wie eine Uni in der Uni. Also, alles was sozusagen an der Uni Köln gut ist, das haben wir auch im DFM. Aber das, was an der Uni Köln vielleicht nicht so gut ist, das gibt es im DFM nicht. Beispiel, der Hauptkritikpunkt von außen, wenn man auf die Uni Köln schaut: Das ist eine Massenuni, die ist so riesengroß, da geht der Einzelne doch verloren. Und gerade das ist im DFM nicht so. Dort gibt es etwa 60, 70 Studenten und da kennt jeder jeden. Und die sitzen sozusagen auch in den Vorlesungen oft beieinander oder versuchen die AGs so zu besuchen, dass möglichst viele DFMler dann als Block da sind. Und darüber hinaus treffen sich die DFMler oft abends und kochen zusammen. Und da entstehen Freundschaften und Lernpartnerschaften, die einen unglaublich weiterbringen. Die Fragen, mit denen man im regulären Staatsexamensstudiengang vielleicht Probleme hätte, die sind im DFM relativ leicht gelöst.
Und neben den Menschen und dem Alumni Netzwerk steht natürlich auch noch das Programm. Das DFM Programm ist stets an den Themen der Zeit. So ist zum Beispiel Nachhaltigkeit ein großes Thema, das wurde sozusagen von Barbara Dauner-Lieb in den Studiengang implantiert, oder auch das Thema Migrationsrecht ist ein großer Punkt. Im Grunde genommen werden alle Megatrends der heutigen Zeit vom Curriculum des DFM abgedeckt. Und hier hebt sich der DFM vom schon sehr hochwertigen Staatsexamensstudiengang in Köln ab.
Wie erfolgt die Betreuung der Studierenden?
Ich hatte ja schon gesagt, der DFM ist wie eine Uni in der Uni. Und getragen wird diese Uni natürlich vom DFM-Büro. Das heißt, wir haben hier eine unglaublich hohe Betreuungsdichte. Also, in diesem Büro sitzen Menschen, die das Studium selbst absolviert haben. Wir haben hier also keine Verwaltung, die sich um die Studenten kümmert, die nicht weiß, worum es geht, sondern das sind alles Leute, die die Belange der Studierenden selbst erlebten. Das sind Leute, die dieses Studium am eigenen Leib erfahren haben und aus diesem Grund können sie auch besonders kompetent und auch empathisch unsere jetzigen Studenten unterstützen. Das ist wirklich mein persönlicher USP des DFM. Der DFM wird also nicht nur administriert, sondern der DFM wird gelebt. Und das ist sozusagen der springende Punkt.
